Liberty News - Wie gut sind digitale Schweizer Vermögensverwalter?
Digitale Vermögensverwalter, auch Robo Advisor genannt, sind in der Schweiz relativ neu. Sie investieren das Geld für Anleger mehr oder weniger automatisiert und sind dadurch günstiger. Moneyland.ch hat verschiedene Produkte verglichen.
Robo Advisor liegen im Trend. Dabei handelt es sich nicht um eigentliche Roboter. Es wird in der Regel auch keine Beratung angeboten. Das Geld der Anleger wird vielmehr automatisiert in passive Produkte wie Exchange Traded Funds (ETF) investiert. Die Risikofähigkeit und Risikotoleranz der Anleger wird digital erfragt – entsprechend wird das Geld dann in unterschiedliche ETF angelegt. Schweizer Robo Advisor nutzen dabei in der Regel replizierende ETF der grossen ETF-Anbieter wie iShares, manchmal auch synthetische. Seltener werden auch Exchange-Traded Commodities (ETC) für Rohstoff-Anlagen eingesetzt. Bei gewissen Anbietern ist der Kauf von einzelnen Titeln wie Aktien möglich.
Digitale Angebote gibt es schon ab 500 Franken
Während in der klassischen Vermögensverwaltung eine Beratung angeboten wird, fehlt diese bei digitalen Angeboten in der Regel. Ausnahmen sind hybride Modelle, welche den Online-Ansatz mit Beratungselementen verknüpfen. Im Unterschied zur klassischen Vermögensverwaltung, die häufig erst ab hohen Anlagebeträgen erhältlich ist, gibt es digitale Angebote schon ab 500 Franken (findependent, Swissquote Invest Easy), 1'000 Franken (Cleverinvest), 2'000 Franken (Selma Finance) oder 8'500 Franken (True Wealth), wie moneyland.ch berichtet. Für den Vergleichsdienst ist klar, dass Schweizer Robo Advisor deutlich günstiger sind als klassische Private-Banking-Mandate. Je nach Betrag und Profil können die günstigsten Robo Advisor bis zehnmal so günstig sein wie die teuersten Private-Banking-Angebote, hat moneyland.ch errechnet. Noch günstiger ist es nur, wenn die gewünschten ETF direkt bei einem kostengünstigen Online-Broker gekauft werden.
Noch sind Robo-Advisor kaum rentabel
Zu den grössten Robo-Advisor-Anbietern der Schweiz zählen True Wealth, mit mehr als 800 Millionen Franken an verwalteten Vermögen, sowie der Robo-Advisor von Swissquote, mit über 400 Millionen Franken. Bereits mehr als 2 Milliarden Franken verwaltet das VZ-Vermögenszentrum «digital» (wenn es sich dabei auch nicht um einen typischen Robo Advisor handelt, wie moneyland.ch anmerkt). Insgesamt sind die verwalteten Vermögen allerdings noch relativ gering und die meisten Robo-Advisor-Angebote damit noch nicht rentabel. Die deutlich höheren Kosten in der klassischen Vermögensverwaltung werden aber auch in der Schweiz immer stärker unter Druck kommen, sind die Experten von moneyland.ch überzeugt. Sie gehen davon aus, dass mit der zunehmenden Digitalisierung des Alltags auch in der Vermögensverwaltung eine Verschiebung von klassischen hin zu digitalen und hybriden Modellen stattfinden wird.
Moneyland.ch hat eine Liste der am Markt agierenden Anbieter zusammengetragen:
- Alpian
- clevercircles
- cleverinvest (Bank CIC)
- Descartes Finance
- Digifolio (BLKB)
- findependent
- Inyova Impact Investing
- Kaspar&
- Postfinance E-Vermögensverwaltung
- PSS
- Raiffeisen Rio
- SaxoSelect
- Selma Finance
- Simplewealth
- Swissquote Robo-Advisor & Invest Easy
- True Wealth
- volt by Vontobel
- wiLLBe (LLB)
Die meisten Schweizer Robo Advisor bieten keine Anlageberatung
Alle Schweizer Robo Advisor sind gemäss moneyland.ch telefonisch bei allgemeinen Fragen kontaktierbar. Nur eine Minderheit bietet Kontaktmöglichkeiten direkt via App oder Video-Call an. Die meisten Schweizer Robo Advisor bieten keine Anlageberatung. Für Kundinnen und Kunden, die trotzdem eine digitale Vermögensverwaltung mit Beratern wünschen, gibt es mittlerweile auch in der Schweiz ein paar Angebote. Diese sogenannten «hybriden» Modelle sind meistens etwas teurer als die günstigsten Robo Advisor ohne Anlageberatung. Zu den Anbietern mit Anlageberatung gehören Descartes Finances, Digifolio (BLKB), Postfinance E-Vermögensverwaltung, Selma Finance und volt (Vontobel).
Pauschalgebühren im Vergleich
Kontoeröffnungen und Kontoschliessungen sind bei allen Schweizer Robo-Advisor-Angeboten kostenfrei. Retrozessionen gibt es meistens keine. Die wichtigsten Gebühren der Schweizer Digitalanbieter sind neben den Produktkosten die sogenannten Pauschalgebühren, die je nach Anbieter erheblich variieren können. Praktisch alle Schweizer Robo Advisor haben ein Pauschalgebühren-Modell, das zugleich auch die Transaktions- und Depotgebühren umfasst. Bei einzelnen Anbietern wie Inyova und Kaspar& sind auch die Produktkosten in den Pauschalgebühren inbegriffen, so moneyland.ch.
Zusätzlich zu den Pauschalgebühren fallen meist Produktkosten an
Produktkosten werden bei vielen digitalen Vermögensverwaltern zusätzlich zu den Pauschalgebühren verrechnet. Meistens handelt es sich dabei um die sogenannte Total Expense Ratio (TER) der gewählten ETF. In der Regel sind es im Durchschnitt 0.18% bis 0.45% pro Jahr, die zusätzlich hinzukommen. Bei manchen Produkten beträgt die Gebühr aber auch deutlich über 1% und ist damit teurer als die Pauschalgebühr bei anderen Anbietern. Bei manchen Anbietern sind die Produktgebühren in den Pauschalgebühren inklusive (Inyova, Kaspar&) oder zumindest bei bestimmen Strategien inklusive (Swissquote bei reinen Aktienstrategien ohne Zusatzprodukte).
Zu beachten sind auch zusätzliche Kosten
Bei Anlagen in Fremdwährungen können noch Wechselkurskosten anfallen – sie können bis zu 1.5% betragen. Ausserdem gibt es:
- Staatliche Umsatzabgaben (Stempelsteuern) bei allen Anbietern;
- Börsenabgaben bei vielen Anbietern;
- Gebühren für das Steuerverzeichnis bei einigen Anbietern (bis maximal 250 Franken);
- Mehrwertsteuer (MWST) bei vielen Anbietern.
Gelder liegen sicher bei Depot-Banken
Ginge ein Anbieter eines Robo Advisors Konkurs, wäre das Geld der Anleger trotzdem geschützt, versichern die Experten von moneyland.ch, da dieses auf einer Depotbank liegt. Im Fall von True Wealth werden die Anlagen bei der Saxo Bank (Schweiz) oder der BLKB deponiert. Bei den bankeigenen Angeboten wie beim Robo-Advisor von Swissquote fungiert das eigene Haus als Depotbank. Im Fall eines Konkurses der Depotbank wiederum würden Wertschriften wie ETF nicht in die Konkursmasse fallen, sondern nur der Bargeld-Bestand. Für das Bargeld gilt die schweizerische Einlagensicherung bis 100'000 Franken. Im Fall des Anbieters Simplewealth sind die Anlagen bei Interactive Brokers in den USA deponiert.