Die Schweizer Altersvorsorge ist sehr leistungsfähig
Schweizer Rentnern geht es gut: 73% der Menschen ab 65 leben in einem Haushalt mit hoher oder sehr hoher finanzieller Zufriedenheit. Und zwei Drittel geben an, dass sie sich im Vergleich zu vor der Pensionierung mindestens gleich viel leisten können.
Die Altersvorsorge in der Schweiz basiert auf der AHV (1. Säule), der beruflichen Vorsorge (2. Säule) und dem privaten Alterssparen in der dritten Säule. Der Verfassungsauftrag zum Dreisäulensystem lautet: Sicherung der Existenz und des bisherigen Lebensstandards. Doch inwiefern werden diese Ziele in der Realität erreicht? Dieser Frage ging der Lebensversicherer Swiss Life in einer Studie nach.
Mehr Pensionierte sparen als ihr Vermögen aufzubrauchen
Mit der Pensionierung wird die AHV-Rente in den meisten Haushalten zur wichtigsten Einkommensquelle, gefolgt von den Renten der zweiten Säule. Die Leistungen der zweiten Säule haben im letzten Jahrzehnt an Bedeutung gewonnen: Während 2012 erst 66% der Pensionierten bis 69 bzw. 70 Jahre Gelder aus der beruflichen Vorsorge bezogen, waren es 2019 bereits 76%. Die Hälfte der pensionierten Steuerpflichtigen verfügt neben ihrem Renteneinkommen über Vermögenswerte von mehr als rund 300'000 Franken, wobei diese häufig an eine Immobilie gebunden sind. Doch Pensionierte verzehren diese Vermögen im Durchschnitt nicht, auch wenn die Sparquote im Rentenalter deutlich sinkt. «Nur etwa ein Fünftel der Menschen ab 65 lebt in Haushalten, die ihr Vermögen aufbrauchen. Etwas weniger als die Hälfte gibt so viel Geld aus, wie hereinkommt, und etwa ein Drittel legt weiterhin Geld auf die Seite», hält Studienautor Andreas Christen fest.
Mehr Ausgaben für Gesundheit, weniger für Mobilität und Restaurants
Mit der Pensionierung sinken in der Regel die Bruttoeinkommen. So verfügten zwischen 2015 und 2017 Paarhaushalte und Alleinstehende im Alter 65 bis 74 Jahren im Durchschnitt über etwa ein Drittel weniger Einkommen als diejenigen im Alter 50 bis 61. Der mit der Pensionierung einhergehende Einkommensrückgang wird allerdings zu einem grösseren Teil durch eine tiefere Sparquote und tiefere Abgaben für Sozialversicherungen und Steuern kompensiert. Für die übrigen Budgetposten geben 65- bis 74-jährige Paare und Alleinstehende insgesamt nur knapp ein Zehntel weniger aus als 50- bis 61-Jährige. Allerdings unterscheidet sich die Ausgabenstruktur erheblich: So sind die Gesundheitsausgaben inklusive Krankenkassenprämien im frühen Rentenalter durchschnittlich um ein Viertel bis ein Drittel höher. Konsumausgaben, die typischerweise auswärts anfallen, wie Restaurantbesuche oder für Mobilität, liegen in der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre insgesamt um etwa ein Fünftel tiefer als bei den 50- bis 61-Jährigen.
Die meisten können sich gleich viel leisten wie vor der Pensionierung
Zwei Drittel der von Swiss Life befragten 65- bis 75-Jährigen aus der Deutsch- und Westschweiz sagen, dass sie sich heute mindestens gleich viel leisten können wie vor der Pensionierung. Das andere Drittel schränkt sich am häufigsten in den Bereichen Reisen (75%), Restaurantbesuche (66%) sowie Bekleidung (62%) ein. Hätten Pensionierte pro Monat 500 Franken mehr zur Verfügung, würden sie diese Mittel am häufigsten für Reisen (50%), Sparen (29%), Verschenken (26%), Restaurantbesuche (19%) oder Kultur/Hobbys (18%) verwenden.
Finanzielle Zufriedenheit ist im Rentenalter höher als davor
73% der Personen ab 65 Jahren leben in einem Haushalt mit einer hohen finanziellen Zufriedenheit. Bei den unter 65-Jährigen beträgt dieser Wert nur 58%. Ganze 80% der von Swiss Life befragten über 65-Jährigen fühlen sich finanziell selbstbestimmt – so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Auch im westeuropäischen Vergleich stehen Pensionierte in der Schweiz gut da: Nur in Dänemark, Norwegen und Schweden sind Personen ab 65 Jahren finanziell zufriedener als in der Schweiz. Hingegen leben hierzulande 19% der Menschen ab 65 Jahren in einem Haushalt, der nach eigener Einschätzung finanziell nur (eher bis sehr) schwer über die Runden kommt – wobei dieser Wert bei den unter 65-Jährigen mit 28% höher liegt. Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen im Rentenalter leben insbesondere ausländische und alleinlebende geschiedene Pensionierte sowie solche mit obligatorischem Bildungsabschluss in einem Haushalt mit tieferer finanzieller Zufriedenheit.